Das Land im äußersten Südwesten des Kontinents lockt auch viele Deutsche. Knapp eine Million verbringen jedes Jahr ihren Urlaub zwischen Atlantik und Algarveküste. Manche von ihnen wollen nie mehr zurück und wagen dort den Neuanfang.
Eine von ihnen ist Katharina Linke. Die ehemalige Eventmanagerin kehrt 2011 nicht nur ihrer regnerischen Wahlheimat Hamburg den Rücken, sondern gleich ihrem kompletten alten Leben. Heute ist die 42-Jährige Schnorchel-Guide und zeigt Touristen die einzigartige Unterwasserwelt an der Algarve. "Ich bin einfach so unfassbar happy, wenn ich im Wasser sein kann. Und das kann ich hier die ganze Zeit." Katharina ist glücklich.
Dabei hat sie ein Schicksalsschlag dorthin gebracht. Nach dem Tod der Mutter fragt sie ihren Vater, ob er mit ihr nach Portugal gehen will – und er ist sofort dabei. Inzwischen leben sie zusammen auf einem eigenen Bauernhof mit 23 Hektar Land, vermieten Apartments und kümmern sich nebenher um gerettete Vierbeiner. "Das ist etwas, das ich zurückgeben kann", sagt Katharinas Vater Olaf, im früheren Leben Banker und Workaholic. "Das ist eine Geschichte, wo ich sagen kann, du hast was Sinnvolles getan."
Sandra Dias da Cunha wollte eigentlich nie nach Portugal ziehen. Doch dann lernt die Düsseldorferin während ihres Auslandstudiums den Deutsch-Portugiesen Alexandre kennen. Er stammt aus Lissabon, und Sandra zieht nach ihrem Studium kurzerhand zu ihm. Zur Hochzeit bekommt Sandra ein Pferd geschenkt – das erste von vielen –, und ihre Leidenschaft ist entbrannt.
Wegen der Vierbeiner hängt die ehemalige Unternehmensberaterin ihren Job an den Nagel und eröffnet eine eigene Ranch mitten im Alentejo, einem der einsamsten Landstriche Europas. Ihren Lebensunterhalt verdient die Pferdenärrin heute mit Reiturlaubern – eine Entwicklung, die sie nie geplant hatte: " Aber wenn man offen ist für das, was da kommt, dann kommen manchmal gute Sachen."
Johannes Terhorst, den alle Yoyo nennen, kommt ursprünglich aus München. Der ehemalige Profisurfer zieht 2014 nach Figueira da Foz, eine portugiesische Kleinstadt am Atlantik. Dort gibt es viele Surfspots, doch Yoyo will nicht nur aufs Brett, er will ein eigenes Unternehmen gründen. Gemeinsam mit seiner Freundin Julia eröffnet er ein Surfcamp. Das will er genau so gestalten, wie er es sich während seiner Zeit als Surfprofi auf seinen Reisen immer gewünscht hätte.
Für die Gästezimmer schreinert er deshalb alle Möbel selbst. Das Know-how bringt er sich mithilfe von YouTube-Videos bei. Mittlerweile hat Yoyo auch einen Golfplatz angelegt, ein Fitnessstudio samt Sauna gebaut und den Pool in Schuss gebracht. "Ich wollte immer am Meer leben. Ich wollte immer die Möglichkeit haben, surfen zu gehen und nicht nur hier eine Woche, da zwei Wochen im Urlaub", sagt Yoyo, der in Portugal zusammen mit seiner Freundin Julia sein Glück gefunden hat.