Die Anzahl der pathologischen Spieler*innen in Deutschland lässt sich mit 200 000 Personen beziffern. Dabei tritt das problematische oder pathologische Glücksspiel am häufigsten bei jungen Männern auf. In der Regel verfügen sie über ein geringes Einkommen.
400.000 Glücksspieler*innen in Deutschland
Laut einer Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung gab es 2019 in Deutschland über 400.000 Glücksspieler*innen, deren Spielverhalten in einem kritischen Bereich lag.
Vier Protagonist*innen erzählen, wie sie mit dem Glücksspiel in Kontakt kamen. Amir verspielte eine halbe Million Euro, für Elenie wurde der Automat zum besten Freund, und für Volker war das Glücksspiel ein befriedigender Rausch der Hormone. Adrian erlebte das Schlimmste, was einem Vater passieren kann: Sein Sohn spielte und nahm sich das Leben.
Unterschiedliche Gründe, gemeinsame Sucht
Volker ist elf Jahre alt, als seine Eltern mit ihm auf einer Autobahnraststätte haltmachten. Eine verlockende, blinkende Maschine faszinierte ihn, und er warf heimlich sein Taschengeld in den Schlitz. Das war der Anfang eines 23-jährigen Doppellebens, in dem er nicht nur 300 000 Euro verspielte, sondern auch all seine Freunde verlor und seine Familie regelmäßig belog.
Für Eleni war der Glücksspielautomat zunächst nur ein Ort, wo sie sich als Heranwachsende die Zeit vertrieb. Doch als die Probleme mit ihrer Familie immer stärker und die körperlichen Züchtigungen immer häufiger wurden, fand sie im Spielautomaten einen stillen Vertrauten. Nach 14 Jahren aktiver Spielsucht hat Eleni nun eine Therapie begonnen und muss lernen, dass ihr kein Automat der Welt bei der Verarbeitung ihrer traumatischen Erlebnisse helfen kann.
Leben im Lügengerüst
Amir war der König in der Spielhalle, verzockte in einer Nacht auch mal 10 000 Euro, erzählte seinen Freunden von spektakulären Weltreisen, von denen er aber keine einzige tatsächlich machte. Er konstruierte ein perfektes Lügengerüst, das keiner durchdringen sollte.
Adrian dagegen sucht verzweifelt nach Antworten, warum er die Glücksspielsucht seines Sohnes Tjark nicht erkannt hatte. Er will verstehen, wie es sein kann, dass das Glücksspiel über den 23-Jährigen die komplette Kontrolle bekam und warum es für ihn keinen Ausweg mehr gab.
Die "37°"-Reportage gewährt einen Einblick in die Welt der Spielsüchtigen.