Sie lauern vor Schulen, sie tarnen sich im Internet – ihre Opfer: weiblich, möglichst jung und oft einsam. Ganz normale Mädchen und junge Frauen, die erst emotional abhängig gemacht werden, um sie dann in die Prostitution zu locken.
"Wenn du mich liebst, gehst du für mich anschaffen!" Mit dieser Masche gelingt es immer mehr sogenannten Loverboys, Mädchen in die Prostitution zu zwingen. Wer sagt, "das könnte mir nicht passieren", unterschätzt diese Masche, die immer erfolgreicher wird.
Vertrauen, Liebe, Prostitution
Sandra Norak war Gymnasiastin, als sie ihren Loverboy im Internet kennenlernte. Viele Monate chatten die beiden, und er gewinnt ihr Vertrauen und ihre Liebe. Nach einigen Monaten erzählt er ihr, dass er Schulden hat, und bittet sie, ihm zu helfen, indem sie sich prostituiert. Sandra lehnt entsetzt ab, "doch er sagte ständig zu mir, wenn ich ihn wirklich liebe, dann würde ich das für ihn tun", so Sandra.
Schließlich willigt sie ein. In den Osterferien 2009 arbeitet sie sogar in einem sogenannten Flatrate-Bordell. Anfang 2014, nach über sechs Jahren in der Prostitution, schafft sie es schließlich, auszusteigen. Der Film begleitet Sandra Norak, wie sie den Kampf gegen die Prostitutionsgesetze in Deutschland aufnimmt, denn die liberale Haltung Deutschlands zum Thema Prostitution trägt ihrer Meinung nach zum Erfolg der Masche bei.
Im Kampf gegen die Loverboy-Masche
Sabine Kopal ist Sozialarbeiterin und arbeitet mit Prostituierten im Stuttgarter Leonhardsviertel. Sie weiß, wie schwer der Kampf gegen die Loverboy-Masche ist. Sie geht auf den Straßenstrich, klärt auf, hilft, wo sie kann, hat ein Ohr für Probleme, "doch viele Opfer werden massiv unter Druck gesetzt", so die Sozialarbeiterin.
Der Film begleitet Sabine Kopal unter anderem dabei, wie sie in einer Schutzwohnung Anna trifft, ein Loverboy-Opfer. Sie erzählt, wie sie auf "ihren" Loverboy hereingefallen ist und was sie erleben musste. In dem Café, das der Verein in dem Szeneviertel unterhält, ist einmal wöchentlich auch eine Frauenärztin anwesend. Sie weiß, was diese Tätigkeit mit dem Körper einer Frau macht.
Katharina war Mitte 20 und Studentin, als sie ihren Loverboy kennenlernte. Schließlich ging sie für ihn anschaffen. Immer in dem Glauben, dass alles für die gemeinsame Zukunft sei. "Die Liebe hat mich da durchgetragen." Doch irgendwann klopfte die Polizei an ihre Tür. Nach drei Jahren kam das böse Erwachen.
Hohe Dunkelziffer, große Scham
Wer sind die Loverboys? Wie schwer ist es, die Täter zu überführen? Die Dunkelziffer der Loverboy-Masche ist hoch, denn vielen Frauen fehlt das Opferbewusstsein, und sie schämen sich, auf diese Masche reingefallen zu sein. In dem Film kommen die Opfer zu Wort, trauen sie sich, ihre Geschichte zu erzählen.