Eine Erfahrung, die für jeden einzelnen Lokführenden eine extreme psychische Belastung bedeutet. Manche können danach nie wieder auf eine Lok steigen und müssen ihren Beruf aufgeben. Andere erleiden eine posttraumatische Belastungsstörung.
Bin ich schuld an ihrem Tod?
Sören ist erst seit einem Jahr Lokführer, als er einen tödlichen Personenunfall erlebt. An einem Dezembernachmittag steht plötzlich ein Mädchen mitten auf dem Gleis. Sören leitet die Bremsung ein, betätigt das Signalhorn, doch vergeblich. Der 35-jährige Lokführer kann nur noch die Augen schließen und auf den Knall warten. Er hat einen Menschen überfahren, und fortan plagt ihn die Frage: Bin ich schuld an ihrem Tod?
Wolfgang ist seit 30 Jahren Lokführer. In diesem Zeitraum wurde er bereits fünf Mal mit Schienensuiziden konfrontiert. Fünf Mal versucht er, den seelischen Belastungen standzuhalten, doch dann gerät auch er in eine Spirale aus Schuldgefühlen und Selbstzweifeln. Seine Kollegen und Freunde beobachten, dass Wolfgang sich immer mehr in sein Schneckenhaus zurückzieht. Er strengt sich an, die belastenden Bilder in seinem Kopf wieder loszuwerden. Doch er schafft es nicht allein und begibt sich schließlich in eine psychosomatische Fachklinik am Chiemsee.
Schienensuizid - ein Tabuthema
Rund 30.000 Lokführende gibt es im deutschen Eisenbahnnetz. 30.000 Menschen, die immer mit der Angst leben müssen, dass sich plötzlich ein Mensch vor ihren Zug wirft. Über Schienensuizid wird zu wenig gesprochen - offensichtlich ein Tabuthema in unserer Gesellschaft. Vor allem in den Medien soll nicht darüber berichtet werden, aus Angst vor Nachahmern. Doch damit wird übersehen, dass auch die Lokführenden Opfer sind, und ihre enorme psychische Belastung wird totgeschwiegen.
Diesen Lokführenden möchte die "37°"-Reportage "Schatten im Gleis" eine Stimme geben.
37 Grad-Autor Volker Schmidt-Sondermann über den Film
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