Mit dem Gewinn endet meist die Fron am Arbeitsplatz und das Leben in der engen Mietwohnung. Aber wie geht man mit der Überdosis Glück und dem fetten Konto um? Wem von den Freunden kann man überhaupt noch trauen, wem davon erzählen? Es sind Geldsorgen der anderen Art.
Das Schicksal von Lotto-Lothar, der 1994 knapp vier Millionen gewonnen hat, sich Goldketten, Lamborghini, Protz und Prunk kaufte und fünf Jahre später an Magendurchbruch und Leberzirrhose starb, ist bekannt. Was aber machen vernünftige Menschen, wenn sie plötzlich zu viel Geld kommen? "37°" hat drei gefunden, die ihr neues Leben zeigen – unter Corona-Bedingungen, die auch sie vor große Herausforderungen stellen.
Ein Gewinn von Freiheit
Leon hat die Million am Ende seines Psychologie-Studiums gewonnen. Er kauft mit einem beträchtlichen Teil des Geldes ein abgewracktes Schiff und baut es um zum Partyboot. Mittlerweile hat er mit seiner Crew 40 Arbeitsplätze geschaffen. Das Schiff läuft dreimal am Tag proppenvoll mit Gästen aus: Frühstücksfahrten, Weinproben, Hochzeiten, Partys. Der Rubel rollt – bis Corona alles stilllegt. Der 34-jährige Leon ist allerdings so verliebt in sein Projekt und sein Team, dass er "den letzten Knopf dafür hergeben würde". Ob sie den Winter 2020/2021 unter den erforderlichen Hygienebedingungen durchstehen, wissen sie nicht.
Leon ist optimistisch. Für ihn ist die Million der Gewinn von Freiheit. Damit konnte er sich vom "Sicherheitsdenken und der dazugehörigen Maloche als Unternehmensberater freikaufen" und die Dinge machen, die ihn eigentlich interessieren: Bücher, Bühnenshows und Podcasts zu psychologischen Themen produzieren und eben das Schiff betreiben.
Der eigentliche Gewinn: Gesundheit
Svenja hat sich im Februar 2020 ein Los einer Lotterie gekauft und auf Anhieb mehrere Hunderttausend Euro gewonnen. "Unfassbar" für die 26-jährige Erzieherin. Für sie war sofort klar, dass sie sich ein sportliches Auto für mehr als 30 000 Euro kauft. "Ein Jugendtraum", sagt sie. Doch der Weg ist steinig.
Erst hindert sie der Lockdown daran, dann eine Darmerkrankung. Da halfen auch Hunderttausende Euro nichts. Statt eine Probefahrt mit dem Sportwagen zu machen, kommt sie mit dem Notarzt in die Klinik. Monate später – wieder gesund – hat sie mit ihrem Freund einen neuen Plan. Sie wollen ein Haus mit Werkstatt und großem Garten für den Gemüseanbau kaufen. Aber auch hier liegen jede Menge Stolpersteine im Weg.
Quiz-erprobter Gewinner der Herzen
Ralf sitzt 2010 mit viel Witz bei Günther Jauch, erobert die Million und die Herzen der Zuschauer. Die Fragen sind ihm vertraut, weil er seit Jahren selbst so ein Quiz für seine Kaffeehausbesucher veranstaltet und sich ähnliche Fragen ausdenkt. In seinem Leben hat sich seit dem Gewinn kaum etwas verändert. Der gelernte Konditor backt nach wie vor Kuchen, bedient seine Gäste, fährt sein altes Auto und verlässt seinen geliebten Stadtteil in Hannover nur, wenn es unbedingt sein muss. Im Herbst 2020 aber geht es an die Substanz, gerät das Café in Gefahr, weil COVID-19 seine beliebten Fragespiele nicht mehr zulässt und überhaupt die Umsätze unter die Betriebskosten treibt.
"37°" hat die drei Gewinner ein Jahr lang begleitet, durch Höhen, Tiefen und die Ungewissheit, was jetzt kommt. Entstanden ist eine Dokumentation über Menschen, die ihr Glück durch schwierige Zeiten bringen müssen.