"37 Grad" begleitet drei Familien, die mobil wohnen. Menschen zwischen verrückten Ideen und großen Träumen. Die fünfköpfige Familie, die in einen Camper zieht. Das junge Paar, das ein Haus auf 25 Quadratmetern baut. Der Alltag einer Familie, die auf dem Wasser lebt.
Bald wird es eng auf dem Boot
Jill ist hochschwanger. Eine Tochter haben sie und ihr Mann Ole schon, Kind Nummer zwei kommt in wenigen Wochen. Jill will das Kind zu Hause zur Welt bringen. Und "zu Hause" ist in ihrem Fall ein Boot. Seit drei Jahren wohnt das Paar in einem kleinen Hafen südlich von Hamburg. In der Großstadt fand es keine Wohnung. "Ich bau' uns einfach was", meinte Ole deshalb, kaufte einen heruntergekommenen Kahn und baute ein Haus darauf, komplett in Eigenregie. Jetzt wohnt die Familie in einem kleinen, roten Hausboot.
Was romantisch klingt, ist besonders für Ole aber oft nur Plackerei. Immer geht etwas kaputt, muss der Steg erneuert oder der Rumpf gekittet werden. Und besonders mit dem zweiten Kind wird es bald eng auf dem Boot. Ob ein gewöhnliches Leben in einer Mietwohnung doch die bessere Lösung wäre?
Mit dem Camper ausbrechen aus dem Gewöhnlichen
Ihre Dreizimmerwohnung gibt Familie Weiser gerade bewusst auf: Sie zieht um in einen Camper. Für Julia und Erik bedeutet das vor allem ausmisten. "Das tut so gut, wenn einfach mal Zeug wegkommt", meint der Familienvater beim Kistenpacken. In den nächsten Monaten wird das Leben der Weisers auf engstem Raum stattfinden. Schlafen, essen, arbeiten - alles in einem kleinen, gebrauchten Wohnmobil. Julia und Erik machen sich mit ihren beiden Kindern auf den Weg in Richtung Südfrankreich. Noch gehen die Kleinen nicht zur Schule, und als freischaffende Künstler sind die Eltern räumlich flexibel.
Warum also nicht einfach losfahren - ausbrechen aus dem Gewöhnlichen und gemeinsame Zeit mit der Familie verbringen? Wenn da nicht das leidige Geld wäre - daran mangelt es Weisers permanent. Für drei Monate ist ihr Wohnexperiment gesichert, aber dann muss irgendwoher finanzielle Unterstützung kommen oder ihre Kunst muss Geld abwerfen. "Uns ist bewusst, dass wir komplett pleitegehen könnten", sagt Julia. "Aber man muss auch ein bisschen Vertrauen haben und Dinge einfach mal machen", fügt Erik hinzu.
Das Tiny House als perfekte Lösung
In ein winziges Haus wollen Brendan und Sina umziehen. Sie ist 20, er 25. Ein Leben lang das Eigenheim abbezahlen und gebunden sein, so wie es ihre Eltern getan haben, darauf haben sie keine Lust. Aus den USA kennen sie das Konzept der Tiny Houses: kleine Häuschen auf Anhängern, in denen es auf engstem Raum alles gibt, was es zum Leben braucht. Die Flexibilität und der Gedanke, auch mit wenig zurechtzukommen, begeistert das junge Paar.
Brendan und Sina haben das Haus komplett am Computer geplant und jedes Detail berechnet. Den Anhänger haben sie schon gekauft, jetzt kommt das Baumaterial, und dann soll es losgehen. Für beide ist das Tiny House die perfekte Lösung: "Wir sind noch jung und wissen nicht, wo wir auf Dauer leben wollen. Aber dieses Haus können wir überallhin mitnehmen."
Mobil zu leben reizt immer mehr Menschen in Deutschland. Grund dafür ist zum einen der knappe Wohnraum in den Großstädten, zum anderen die Freiheit, die diese Lebensform verspricht: einfach mal den Wohnort wechseln, autark sein, unabhängig, flexibel. Die Dokumentation zeigt, welche Herausforderungen das Leben auf kleinem Raum birgt, und fragt, wie frei es sich wirklich lebt im Camper, Hausboot oder Tiny House.