Die Eventmanagerin Sonja wagt den Quereinstieg an einer Grundschule in Berlin-Lichtenberg. Sie steht von Tag eins an allein vor der Klasse. Der Wissenschaftler Till muss sich auf Schüler einer Haupt- und Realschule einstellen. Wird er dort ohne Pädagogik klar kommen?
Lehrermangel!
Mehr als 15.000 Stellen können an deutschen Schulen schon jetzt nicht besetzt werden. Tendenz stark steigend: Experten schätzen, dass es im Jahr 2025 bereits 30.000 sein werden.
Sonja (47) entscheidet sich nach zwei Jahrzehnten als selbstständige Eventmanagerin für den Quereinstieg als Lehrerin. Um ihre Chancen auf eine Einstellung zu erhöhen, setzt sie im Bewerbungsbogen das Kreuz bei Lichtenberg und wird prompt genommen, denn regulär ausgebildete Lehrkräfte wollen kaum in dem Berliner Problembezirk arbeiten.
"Ich kann nur ausprobieren"
Wenige Wochen später steht die alleinerziehende Mutter vor der Klasse und unterrichtet: "Ich weiß gar nicht, wie baue ich die Stunde auf, und hab keine Ahnung, ob das jetzt richtig ist, ob das funktioniert. Ich kann es jetzt einfach immer nur ausprobieren. Mehr bleibt mir nicht." Alles, was Sonja zu diesem Zeitpunkt an pädagogischem und didaktischem Wissen hat, weiß sie aus einem zehntägigen Crashkurs und aus dem Zusammenleben mit ihrem Sohn Lukas (6).
Kurz nach Schulstart übernimmt Sonja die Klassenleitung. Plötzlich muss sie sich zusätzlich zum Unterrichten auch noch mit den häuslichen Problemen der Kinder beschäftigen und sich um Mobbingfälle kümmern. Sie plagt immer öfter ein schlechtes Gewissen, weil ihr zu wenig Zeit für ihr eigenes Kind bleibt.
Nach Euphorie folgt Ernüchterung
Der Historiker Till (35) ist vom Berliner Wissenschaftsbetrieb frustriert. Nachdem er seine Doktorarbeit unvollendet zu den Akten gelegt hat, wünscht er sich eine sinnvolle Arbeit, die ihm Sicherheit gibt und ein soziales Umfeld. Er hofft, dies als Lehrer in der niedersächsischen Provinz zu finden. Pädagogische Kenntnisse hat er nicht.
Der Lehrermangel ist deutschlandweit ungleich stark ausgeprägt. An einer abgelegenen Haupt- und Realschule ist er deutlich spürbar. Für Till bedeutet das eine große Chance. Der Euphorie der ersten Wochen folgt bald die Ernüchterung. "Nach diesem Anfänglichen: Das ist ganz interessant, da ist ein neuer Lehrer, ist jetzt ganz stark, dass die mich testen, und damit muss ich mich gerade viel auseinandersetzen. Das hat viel damit zu tun, dass ich manchmal nicht weiß, was ich machen soll. Also mir fehlt einfach die Werkzeugkiste des Lehrers und der Lehrerin."
Beobachtet über lange Zeit
Till wird intensiv betreut. Seine Mentorin Katharina coacht ihn wöchentlich und versucht, aus einem verkopften Wissenschaftler einen Lehrer zu machen, der weniger redet, die Schülerinnen und Schüler erreicht und zum Lernen bringt.
37 Grad hat die beiden Quereinsteiger zwei Jahre lang begleitet. Der Film erzählt, wie sie ins kalte Wasser springen und dabei ziemlich hart in der Realität landen.