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Jedes Wort ein Sieg

Mein Stottern hält mich nicht auf

von Anna-Lisa Gasteier und Christian Hestermann

Es gibt 800.000 Stotternde in Deutschland. Wie schaffen sie es, sich trotz Sprechblockaden nicht aufhalten zu lassen und sich mit Worten auszudrücken?

Videolänge:
28 min
Datum:
18.10.2022
:
UT - AD - DGS
Verfügbarkeit:
Video verfügbar bis 18.10.2027

Für Stotternde zählt jedes Wort. 37 Grad begleitet eine Studentin, einen Rapper und eine Schülerin, deren Mutter ebenfalls stottert. Sie alle kämpfen mit ihren Sprechblockaden – und verlassen immer aufs Neue ihre Komfortzone, damit ihnen das Stottern keine Grenzen setzt.

Gemobbt und ausgegrenzt

Angelina stottert seit der fünften Klasse. Über die Jahre werden die Sprechblockaden immer schlimmer. In der Schule wird sie deshalb gemobbt und ausgegrenzt. Einige Lehrende trauen ihr nicht zu, dass sie das Abitur schafft. Die junge Frau gerät in eine Spirale aus Druck, mangelndem Selbstbewusstsein und zu hohen Erwartungen an sich selbst.

Doch mit der Unterstützung ihrer Mutter und ihrer Freunde wird Angelina jeden Tag ein kleines bisschen stärker. Sie lernt, ihr Stottern zu akzeptieren. "Es hat sich angefühlt, als ob das Stottern ein Käfig gewesen ist, der mich vom Leben abhält. Und es fühlt sich inzwischen so an, als ob ich aus dem Käfig ausbrechen konnte."

Hilfe durch das Schreiben

Junge Frau im Vordergrund schaut in Richtung Kamera, Publikum im Hintergrund. Sie hält ein Blatt Papier in der Hand.
Angelina bei ihrer ersten öffentlichen Lesung.
Quelle: ZDF

Schon im Teenager-Alter beginnt sie, Texte und Gedichte zu schreiben, um so ihre Gefühle zu verarbeiten. Sie möchte Autorin werden. Bei einer Lesung überwindet Angelina ihre Ängste und kann ihr Talent unter Beweis stellen: Sie trägt einen emotionalen Brief an ihr jüngeres Ich vor.

Auf der Bühne frei

Mit Worten jonglieren, texten, kreativ sein – all das gehört zu Artjoms Leben. Der 32-Jährige ist Musiker und will in der deutschen Rap-Szene Fuß fassen. Am Mikrofon kann er sein, was er will: cool, schlagfertig, ein echter Macher mit einer wachsenden Fangemeinde.

Doch wenn er spricht, stolpern die Worte, und die Fassade des lässigen Künstlers bröckelt. Während er sich anfangs noch nicht traute, auf einer Bühne zu performen, fühlt er sich nun selbstbewusst und frei. "Ich habe die längste Zeit meines Lebens Stottern als einen Fluch wahrgenommen. Und ich hatte recht. Es war genau das. Jetzt ist es für mich ein Geschenk. Ich habe dadurch viel über mich, die Menschen und das Leben gelernt."

Musik ist derzeit noch sein Hobby, das er durch Immobiliengeschäfte und Network-Marketing finanziert. Sein großer Traum ist ein eigenes Album. Dafür hat Artjom in letzter Zeit immer mehr Songs geschrieben und zusammen mit Produzenten fertiggestellt. Er hofft, dass sein Ziel bald in greifbare Nähe rückt.

Warum ich?

Zwei Frauen, Mutter und Tocher, schauen in die Kamera.

Auch die 14-jährige Sina stottert seit ihrer Kindheit. Damit ist sie in ihrer Familie nicht allein. Ihre Mutter Ilka stottert ebenfalls. Im Familienalltag spielen die Sprechblockaden keine große Rolle. Im Schulunterricht hingegen sieht das anders aus, zum Beispiel wenn Sina frei vor der Klasse sprechen muss. Je angespannter die Schülerin ist, desto schlimmer wird ihr Stottern.

Sina will sich davon nicht aufhalten lassen, doch das kostet sie Mühe. "Ich bin jetzt nicht wütend, dass ich stottere und der Rest nicht, weil ich einfach weiß, dass ich das ja nicht ändern kann. Es ist aber trotzdem schon so, dass ich so denke: 'Warum muss ich da jetzt eigentlich mit leben?'"

Wenn ihr manchmal alles zu viel wird, profitiert sie von den Erfahrungen ihrer Mutter: Ilka kennt viele Techniken, um ihr Stottern zu kontrollieren. Doch sie weiß, dass Sina trotz aller Hilfe ihren eigenen Weg finden muss, durchs Leben zu gehen. Sinas Traum ist es, später einmal Schauspielerin zu werden. Den ersten Schritt dazu hat sie gemacht: Sie hat eine kleine Rolle in einem Schul-Musical übernommen.

Die AutorInnen über ihren Film

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