Das Krankheitsbild "Dissoziative Identitätsstörung" wird so definiert, dass mindestens zwei verschiedene Persönlichkeitszustände vorliegen, die abwechselnd Kontrolle über das Verhalten eines Menschen übernehmen. Dazu treten oft gravierende Erinnerungslücken auf.
Zwölf verschiedene Persönlichkeiten
Ihre zwölf Persönlichkeiten bringen Sabrina immer wieder in herausfordernde Situationen. Die jüngste ist ungefähr ein Jahr alt, dann gibt es eine Vierjährige, die sehr häufig im Alltag da ist, bis hin zu erwachsenen Persönlichkeiten. Jede von ihnen hat ihren eigenen Charakter, unterschiedliche Hobbys und Fähigkeiten. Im Alltag bedeutet das oft Konflikte und Chaos. Ein Ausflug in den Wald, ein Einkauf am Kiosk – Sabrina weiß nie, was sie erwartet. Jederzeit kann es zu einem Persönlichkeitswechsel kommen.
Um solche Situationen in den Griff zu bekommen, hat die ehemalige Lehrerin verschiedene Hilfssysteme für sich entwickelt. In ihrer Küche hängen detaillierte Tagespläne, die helfen, den Alltag zu strukturieren; außerdem Piktogramme, damit sich auch die kindlichen Sabrinas jederzeit orientieren können. Seit ihrer Diagnose vor rund zehn Jahren hat Sabrina einen Weg gefunden, offen mit ihren Persönlichkeiten umzugehen. Das Ergebnis: ein Leben im ständigen Kompromiss.
Psychische Erkrankungen in Deutschland
In Deutschland leidet fast jeder dritte Mensch laut Bundesgesundheitsministerium im Laufe seines Lebens an einer psychischen Erkrankung. Eine davon ist die "Dissoziative Identitätsstörung". Verschiedene Studien gehen für diese Erkrankung von einer Prävalenz von 0,5 bis 1 Prozent in der Gesamtbevölkerung aus. Damit tritt sie ähnlich häufig auf wie Schizophrenie.
Prof. Dr. Ulrich Sachsse, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, beschäftigt sich seit 1989 mit dem Krankheitsbild: "Auslöser sind meist schwere, traumatische Erfahrungen in der Kindheit. Um Unerträgliches erträglich zu machen, werden diese Erlebnisse abgespalten. Ein wichtiger Schutzmechanismus, um zu überleben, der sich bei wiederholter Traumatisierung jedoch verfestigen kann. So entstehen eigenständige Persönlichkeitsanteile."
"37°" geht der Frage nach, wie es sich anfühlt, zu zwölft in einem Körper zu sein. Und ob es "zu zwölft" überhaupt möglich ist, dauerhaft Freundschaften zu schließen.
Unsere Protagonistin Sabrina hatte den Mut und das Vertrauen, sich zu öffnen und uns einen Einblick in ihre Welt zu gewähren. Es geht in diesem Film um ihre ganz persönliche Geschichte, die sich nicht eins zu eins auf andere DIS-Patienten übertragen lässt.
37 Grad-Autorin Julia Luhnau über den Film
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Hilfsangebote in schwierigen Situationen