Digitalen Nomaden schreiben Blogs, texten, programmieren, leben von Werbung oder Onlinekursen. Die meist 25- bis 35-Jährigen wollen nicht mehr von neun bis fünf im Büro sitzen und auf ein Eigenheim sparen. Sie sind bereit, einfacher zu leben.
Weniger Komfort, mehr Leben
Sie verzichten auf Komfort, möchten ihr Geld leichter verdienen und das Leben mehr genießen. Und mit den neuen Erfahrungen im Homeoffice während der Corona-Krise könnten es jetzt noch viel mehr digitale Nomaden werden. Denn was zu Hause gut klappt, funktioniert auch am Strand, wenn es dort Internet gibt.
"Auf Reisen ist jeder Tag ein Abenteuer." Als die Corona-Reisewarnung für die EU aufgehoben wird, packt Nina Buschmann (43) sofort ihren Camper und zieht mit Sohn Nicolai (7) wieder los. Nina ist seit ihrer Jugend als Lehrerin in der Welt unterwegs. Das Internet macht es möglich, von fast überall zu unterrichten. Als ihr Sohn Nicolai geboren wurde, hat sie ihn einfach auf ihre Reisen mitgenommen. Inzwischen hat er schon mehr als 60 Länder gesehen. Seit 2019 geht Nicolai in die Schule. Wird sie das Nomadenleben bald aufgeben müssen?
Neue Wege gehen
Bastian Barami (35) bereist seit 2015 die Welt. 2017 hat er seinen Wohnsitz in Wuppertal abgemeldet. Im Internet hat er mühsam gelernt, online Geld zu verdienen. Heute ist er ein erfolgreicher Unternehmer, der auf seinem Blog officeflucht.de anderen Mut macht, aus dem konventionellen Arbeitsmarkt auszusteigen und sich selbst zu verwirklichen. Nach fünf Jahren Weltreise hat er seine Zelte in Deutschland ganz abgebrochen und verdient sein Geld hauptsächlich mit Onlinekursen über ortsunabhängiges Arbeiten. "Zuhause ist für mich dort, wo ich willkommen bin und gut leben kann."
Jenny (31) und Christian (32) Juraschek sind in Mettmann bei Düsseldorf aufgewachsen und seit drei Jahren in der Welt unterwegs. Beide haben Betriebswirtschaft studiert und ihre gut bezahlten Jobs in einem großen Unternehmen gekündigt, um unabhängig zu sein. 2019 wurde Sohn Louis geboren. Die beiden sind froh, nach der Corona-Zwangspause in Deutschland auf Gran Canaria arbeiten und leben zu können: "Endlich spüren wir wieder unsere Freiheit." Sie wollen die nächsten Wochen auf den Kanarischen Inseln bleiben und in ihrem Blog unaufschiebbar.de über das Reisen in Corona-Zeiten berichten.
Ein Arbeitsalltag unter Palmen
Doch ist das Leben der modernen Nomaden tatsächlich so "cool", wie es auf Instagram, Facebook und YouTube erscheint? Wie sieht der Arbeitsalltag unter Palmen wirklich aus? Wie lebt es sich ohne festen Wohnsitz, ohne geregeltes Einkommen, immer unterwegs und immer ein Fremder? Verlieren der Strand, das Meer, der Sonnenuntergang nicht irgendwann ihren Reiz? Wie funktioniert Partnerschaft, Familie, wenn man immer unterwegs ist? Und vor welchen besonderen Herausforderungen stehen sie in Corona-Zeiten? "37°" begleitet vier digitale Nomaden auf ihren ersten Reisen nach dem Corona-Shutdown.