Jeder zweite Deutsche stirbt im Krankenhaus, jeder dritte im Pflegeheim. In Hospizen gibt es oft lange Wartelisten, und palliativmedizinische Betreuung ist längst nicht flächendeckend. "37 Grad" begleitet ein halbes Jahr lang drei Hospizmitarbeiterinnen, die ihren Gästen bis zum letzten Augenblick eine hohe Lebensqualität ermöglichen: eine Köchin, die letzte Essenswünsche erfüllt, eine Pflegerin und eine Ehrenamtliche. Ein Hospiz, das neue Wege geht.
Der Spargel weckt die Lebensgeister
Eduard Nöther zieht an einem Frühlingstag in das Haus auf dem Hügel im Schwarzwald, er hat starke Schmerzen und will sterben. Doch dann klopft es an seiner Tür: Christiane Stangier fragt, was sie ihm kochen kann, gerade sei Spargelzeit. Vielleicht war das der Moment, in dem die Lebensgeister zu dem 89-Jährigen zurückkehrten. Denn Stangier ist nicht irgendeine Köchin, sie ist eine Kochkünstlerin, die Sterbenden letzte Essenswünsche erfüllt. So wird aus einer Woche für Eduard Nöther ein halbes Jahr.
Die meisten Gäste, wie die Bewohner hier genannt werden, wünschen sich am Ende ihres Lebens Hausmannskost. All dies bereitet ihnen die Hospizköchin zu. Denn über das Essen entsteht ein Gefühl von Vertrautheit und Normalität.
Tägliche Konfrontation mit dem Tod
Pflegerin Filomena Strolz arbeitete früher im Krankenhaus. Als ihre Mutter mit nur 54 Jahren an Krebs starb, konnte sie den eigenen Berufsalltag nicht mehr ertragen. Sie kündigt ihren Job und fängt im Hospiz Kafarnaum an, damals noch unsicher, ob sie der täglichen Konfrontation mit dem Tod gewachsen sein wird. Doch die Kolleginnen stützen Filomena in ihrer Trauer und helfen ihr, den Verlust der Mutter zu verarbeiten. Heute ist sie es, die Gäste und Angehörige in den schwierigsten Tagen und Wochen ihres Lebens auffängt, die Rat spendet und die Hände Sterbender hält. Als die 54-jährige Frau Tritsch ins Hospiz einzieht, kommt bei Filomena dennoch wieder einmal die eigene Geschichte hoch.
Fußpflegerin Bea Hammer schenkt als ehrenamtliche Sterbebegleiterin den Hospizgästen ihre Zeit, beispielsweise für einen letzten Ausflug in die Natur. Manchmal kommt auch sie an ihre Grenzen: Als ihr Mann eine schwere Herz-OP hatte, schaffte es Bea für einige Wochen nicht ins Hospiz. Der Tod war ihr plötzlich zu nah. Jetzt ist sie wieder da, massiert Herrn Nöther die Füße und unterhält sich mit ihm über den Golf-Club, in dem sie beide Mitglieder sind.
Gibt es überhaupt ein "gutes" Ende?
"37 Grad" erzählt den Alltag im Hospiz aus der Sicht von drei starken Frauen. Das Sterben anderer vor Augen, verändern sie ihr eigenes Leben, lernen, nichts mehr aufzuschieben. Was treibt sie an, und woraus schöpfen sie Kraft? Und: Ist ein "gutes Ende" überhaupt möglich?