In ihrer Heimat werden Religion und Kirche hochgehalten. Hier erleben sie leere Gottesdienste und wenig Anerkennung. Ein Kulturschock. Können diese Priester den Personalmangel der katholischen Kirche in Deutschland auffangen oder sorgen sie eher für Irritationen?
Es ist Sreedhar Lankes letzter Tag in Indien, dann startet er in sein neues deutsches Leben am Niederrhein. Hier soll er dem Bistum Münster aus einer Not helfen: Es fehlt seit Jahren der deutsche Priesternachwuchs. Zu seiner Verabschiedung in Indien sind gut 500 Gläubige gekommen. Der Gottesdienst erinnert mit bunten Lichtern, lauter Musik und Tanzeinlagen fast an einen Bollywood-Film. Noch ahnt der indische Priester nicht, was ihn in Deutschland erwartet: Gottesdienste in halb leeren Kirchen, streikende Frauen, offene Kritik an Würdenträgern, Missbrauchsskandale.
"Es war hart am Anfang!"
Kaplan Uchenna Aba möchte sich nicht damit abfinden, dass der katholischen Kirche in Deutschland außer den Priestern auch die Gläubigen abhandenkommen. Deswegen macht er vieles anders als seine deutschen Priesterkollegen. Er singt afrikanische Lieder im Gottesdienst, witzelt in seiner Predigt über die Fußballbundesliga und geht als Vampir im Karnevalszug mit. Jeder kennt Uche, wie er in seiner Gemeinde im niederrheinischen Pfalzdorf genannt wird. Keiner siezt ihn, und wer in Pfalzdorf oder einer angrenzenden Gemeinde heiratet, der möchte nur von ihm getraut werden. "Der ist nicht so abgehoben wie mancher seiner Vorgänger", sagt eine Frischvermählte.
Uchenna Aba ist 2014 nach Deutschland gekommen, nachdem ihm sein Bischof in der nigerianischen Heimat den Wechsel nahegelegt hatte. "Es war hart am Anfang", sagt er. "Ich dachte, ich schaffe das nicht." Aber dann lernte er schnell die neue Sprache und startete eine Charme-Offensive in der neuen Gemeinde. Unangemeldet stand er Abend für Abend bei den Pfalzdorfern vor der Tür und stellte sich vor. Schnell sprach sich rum, dass "der Neue" ein super Typ ist und in jeder Hinsicht anders als man es gewohnt war von der katholischen Kirche. Noch heute macht Uchenna Aba seine Spontanbesuche und hat auf diese Weise schon so manchen wieder zurückgeholt, der sich von der Kirche abgewandt hatte.
Ein holpriger Start
Für den Inder Sreedhar Lanke läuft es in den ersten Monaten holprig in Deutschland. Seine neue Gemeinde unterstützt ihn zwar nach Kräften und versucht, ihn in den Alltag eines Seelsorgers einzuführen, aber er tut sich schwer mit der Sprache und geht selbst wenig auf die Menschen zu. In Indien kamen die Gläubigen zu ihm und baten um seinen Beistand, in Deutschland müssen sich Priester aktiv um ihre Kirchenmitglieder bemühen. Nach Dienstschluss zieht er sich anfangs meistens in seine Wohnung zurück, kocht indisches Essen und skypt mit seiner Familie in der Ferne.
Die Organisatorin des weltweiten Priesteraustauschs im Bistum Münster, Renate Brunnett, weiß aus Erfahrung, dass Priester oft einen regelrechten Kulturschock in Deutschland erleben. "Vereinzelt kommt es vor, dass wir Priester auch wieder in ihre Heimat zurückschicken", sagt sie. Auch bei Sreedhar sei das denkbar, wenn er während seiner Probezeit die Kurve nicht noch kriege. Der will es irgendwie schaffen in Deutschland, eine Rückkehr nach Indien wäre ein Gesichtsverlust. Er lernt fleißig Deutsch, hält erste Gottesdienste alleine ab und besucht 80-jährige Jubilare. Aber dann werfen ihn Corona und eine traurige Nachricht aus Indien wieder zurück.
Schließlich bekommt Sreedhar Lanke die Chance auf seine erste Taufe. Wenn er sich einigermaßen schlägt und dazu den nächsten Sprachtest besteht, darf er in Deutschland weiterarbeiten. "Das ist mein großer Wunsch", sagt er.
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Fast drei Jahre Dreharbeiten
"37°" begleitet die beiden Priester auf ihrem Weg, sich in eine völlig neue Kultur und Kirche zu integrieren. Gedanken von Katharina Gugel und Ulf Eberle zum Film: -
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