Für Kurt ist Sparen ein Teil seiner Persönlichkeit. Maria und Joel schränken sich ein, um hohe Studienkredite zurückzuzahlen. Und Maren legt das meiste ihres Gehaltes zurück, um früh in Rente gehen zu können. 37 Grad begleitet Menschen, die mit wenig Geld leben.
Zur Sparksamkeit erzogen
Schon als kleiner Junge wurde Kurt (68) von seiner alleinerziehenden Mutter zur Sparsamkeit erzogen. Dies kam ihm zugute, als er im höheren Alter sein Geschäft als Baustoffhändler aufgeben musste und – obwohl er früher jahrelang in die Arbeitslosenversicherung eingezahlt hatte – wegen seiner Selbstständigkeit direkt in Hartz IV abrutschte. Denn anders als die meisten Betroffenen, kam Kurt auch während dieser finanziell harten Zeit gut mit den geringen Regelsätzen zurecht.
Dass viele arbeitslose Menschen schon Mitte des Monats kaum noch Geld für Essen übrighaben, brachte Kurt auf eine Idee: Gemeinsam mit einem Freund veröffentlicht er seit Jahren "Sparkochbücher". In denen finden sich gesunde Rezepte, die sich streng an den aktuellen Regelsätzen für Arbeitslose in Hartz IV orientieren. Damit möchte der Rentner seinen Beitrag dazu leisten, dass sich niemand für eine gesunde Ernährung verschulden muss.
Zudem fanden Kurt und sein Bekannter in jahrelangen Recherchen heraus, welche teuren Markenartikel-Produzenten hinter den wesentlich günstigeren Handelsmarken in Discountern und Supermärkten stecken. Er selbst achtet beim Einkauf penibel darauf, dass diese Nachahmungsprodukte sowie Sonderangebote und Aktionsware im Einkaufskorb landen, und geht nur mit Einkaufszettel shoppen. Impulskäufe sind bei ihm ausgeschlossen, ebenso wie teure Markenprodukte. "Ich bin überhaupt nicht geizig. Ich sehe nur nicht ein, für identische Produkte unnötig viel Geld auszugeben."
Das Ziel: Ein Vermögen ansparen
Auch Maria (37) weiß, wie sich beim Einkauf viel Geld sparen lässt. Früher lebten sie und ihr Mann Joel (43) in den USA. Von dort kennt die Mutter von zwei kleinen Töchtern viele Tricks, mit denen sich durch kluges Kombinieren von Sonderangeboten viel Geld sparen lässt. Das funktioniert – mit Einschränkungen – auch hierzulande. "Unser Keller sieht mittlerweile aus wie ein Drogeriemarkt." Dass die Familie jeden Cent zweimal umdreht, liegt an den hohen Schulden, die Maria und Joel tilgen. Durch in den USA übliche Studiengebühren summierten die sich auf knapp 89.000 Euro. Auf vieles musste die junge Familie deshalb lange verzichten. Doch der radikale Sparkurs trägt Früchte, und nach mehr als sechs Jahren ist die Familie endlich schuldenfrei. Gespart wird dennoch weiter. Nun gilt es, schnellstmöglich einen Notgroschen anzusparen und danach Vermögen aufzubauen.
Freiheit erkaufen durch Sparsamkeit
Das möchten auch Maren (47) und Joost (48). Um sich das Geld für eine teure Miete zu sparen, sind sie zusammen in ein 30 Quadratmeter großes Ein-Zimmer-Apartment in Bamberg gezogen. Die beiden verfolgen einen minimalistischen Lebensstil und sind zudem Frugalisten. Das bedeutet zum einen, dass sich das Ehepaar im Rahmen seines letzten Umzuges vom meisten des eigenen Besitzes getrennt hat. Zum anderen wird der Großteil des monatlichen Einkommens umgehend angespart. Das Ziel: so schnell wie möglich ein Vermögen generieren, das es beiden erlaubt, so früh wie möglich in Rente zu gehen. Oder ihren Traum zu leben und als digitale Nomaden von überall auf der Welt arbeiten zu können: "Vielleicht schon in fünf Jahren."
Schwierig wird es für beide, als sie ihre Jobs wechseln und von zu Hause aus arbeiten. Während Joost von der Küchenzeile aus telefonisch Kunden betreut, wagt Maren am Esstisch nebenan den Sprung in die Selbstständigkeit. Als Online-Coach möchte sie Minimalismus- und Finanzkurse anbieten. Damit dabei möglichst nichts schiefgeht, investiert sie viel Zeit und zuvor mühsam angespartes Geld in die Vorbereitung. Wird sie ihren Traum von der erfolgreichen Selbstständigkeit verwirklichen können?
Ein Film über Menschen, die ihr Geld lieber sparen, als es auszugeben.