"37° begleitet zwei Mädchen, die ihre Mütter verloren haben, und zeigt, wie sie durch die Unterstützung von Trauerbegleiterinnen lernen, mit ihrer Trauer umzugehen.
Zoe sagt, sie habe das Schlimmste erlebt, was ein Kind erleben kann. Mit 15 Jahren begleitet sie ihre Mutter in den assistierten Suizid, die seit Zoes Geburt an Multipler Sklerose litt. Zoe erzählt von dem Tag, als sie Abschied nehmen musste, und von ihrer Trauer und dem gleichzeitigen Gefühl der Befreiung, das sie danach erlebt habe. Unterstützung bekommt sie durch den Leipziger "Wolfsträne" Verein, der Kinder und Jugendliche vor, während und nach dem Verlust eines Elternteils oder eines Geschwisterkindes begleitet.
Trauern Kinder anders?
Auch die heute zehnjährige Ashley wird dort betreut. Sie bastelt gerade mit anderen betroffenen Kindern eine Figur aus Wolle, die ihre Traurigkeit darstellen soll – eine von vielen Aktionen, die jede Woche im Gruppenraum der "Wolfsträne" stattfinden. Ashleys Mutter stirbt an Krebs, als Ashley acht Jahre alt ist. "Wie soll man es dem Kind sagen, dass die Mutter bald geht?", fragt sich Ashleys Vater und wendet sich damals an die Wolfsträne. Durch die Unterstützung der Trauerbegleiterinnen lernen die Eltern Worte zu finden und zu begreifen, wie ihre Tochter mit dem Unabwendbaren umgeht.
"Kinder trauern anders als Erwachsene. Oft wird die Trauer der Kinder verkannt oder gar missverstanden", sagt Katrin Gärtner, die die "Wolfsträne" 2017 gründete. Inzwischen hat der Verein über 700 Kinder und Jugendliche begleitet. Erwachsene verdrängen oft den Tod, weil sie Angst vor ihm haben. Sie können daher selten Kinder angemessen unterstützen. "Kinder brauchen besondere Zuwendung, um den Tod gut zu verarbeiten. Während sie nach außen die meiste Zeit normal wirken, erleben sie innerlich oft extreme Gefühle", erzählt die ausgebildete Trauerbegleiterin.
Raum für Verlust, Tod und Trauer
Wie wichtig es ist, Kindern Antworten auf Fragen zu Verlust, Tod und Trauer zu geben, weiß sie aus eigener schmerzvoller Erfahrung. Denn auch sie hat im Teenageralter ihre Mutter verloren. "Ich kenne all diese Gefühle, habe den Schmerz durchlebt und viele Jahre darunter gelitten, bin krank geworden an der nicht verarbeiteten Trauer." Erst als Erwachsene habe sie erkannt, wie lebenswichtig Trauerarbeit ist und sich dieser gestellt.
Werden Signale der Kinder missverstanden, können nicht nur Konflikte entstehen, sondern es besteht ein erhöhtes Risiko, psychische, körperliche und soziale Probleme zu entwickeln – auch im Erwachsenenalter.
"37°: Du fehlst mir! - Wenn Kinder trauern" zeigt, wie essenziell bewusste Trauerarbeit bei Kindern ist.
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Reportage zu Trauer und KI