In Gemeinschaft zu leben ist für viele ein lang gehegter Traum. Zusammen essen, wohnen und arbeiten - nachhaltig, autark und kreativ – so soll es einmal werden. Doch noch ist die Kommune im Aufbau und sucht ihren Weg in eine gemeinsame Vision.
Aufbruch
Die Kinder sind aus dem Haus. Was nun? Sabine (50) und Simon Stier (52) wollten etwas Neues ausprobieren. Gemeinschaft sollte es sein. Vor drei Jahren haben der Architekt und die Erzieherin sich aufgemacht und zusammen mit anderen eine Genossenschaft gegründet. So konnten sie in dem kleinen Dorf Disternich die Wasserburg samt 10 Hektar Land kaufen. Seitdem arbeiten sie auf dem Gelände. Simon hat sein Büro im Nebengebäude eingerichtet, während Sabine eine eigene Kita eröffnet hat. Diese wird von den Burg- und den Dorfkindern in Anspruch genommen. Mittlerweile leben auf der Burg Disternich 16 Erwachsene und sieben Kinder, mit jeder Menge Wild- und Haustieren.
David (40) und Clara (28) waren die ersten Genossenschaftsmitglieder vor drei Jahren. Seitdem leben sie zusammen mit ihren Kindern Caspar (5) und Olivia (2)in der Gemeinschaft. Der Cellist und die Pianistin haben sich an der Musikhochschule kennen- und lieben gelernt. Sie sehen die Burg als eine Begegnungsstätte für Kunst, Kultur und Nachhaltigkeit.
Wer darf hier wohnen?
Insgesamt könnten 25 Erwachsene auf dem Grundstück leben. Doch die müssen erst einmal gefunden werden. Um in der Gemeinschaft und in die Genossenschaft aufgenommen zu werden, müssen die Bewerber und Bewerberinnen nach einer intensiven Kennenlernzeit ein Jahr auf Probe überstehen. Danach entscheiden die Mitglieder der Genossenschaft - die Kerngruppe - über ihre Aufnahme. Zwei Drittel müssen aktiv dafür sein. Gibt es nur ein Veto, kann die Person nicht einziehen.
Leben auf Probe
Dieses Probejahr ist nun rum für Dawid (28) und Eva (29). Eva hat Erziehungswissenschaften studiert, arbeitet momentan in einem Kindergarten und macht gleichzeitig eine Ausbildung zur Tanztherapeutin. Ihr Partner Dawid hat die letzten Jahre als Seminarleiter für Persönlichkeitsentwicklung und Kommunikation gearbeitet. Das Paar ist zusammen mit Evas Tochter Nuria (4) eingezogen. Die anstehende Entscheidung über die Aufnahme in die Gemeinschaft zerrt an den Nerven. Eva möchte unbedingt in der Burg bleiben, aber sie weiß, dass es um ihren Partner Dawid schlecht steht. Er hat in der Gruppe viele Konflikte und Auseinandersetzungen, was die Beziehung auf eine harte Probe stellt.
Betti (54) ist die Neue. Sie darf ihr Probejahr auf Burg Disternich beginnen. Endlich hat die ehemalige Kneipenbesitzerin ihren Absprung in ein neues Leben geschafft. Die Singlefrau möchte nicht mehr allein leben und freut sich auf die vielen Kinder in der Gemeinschaft. Bettis Sohn Max hat sich vor zehn Jahren das Leben genommen – ein Trauma, das sie bis heute nicht verwunden hat.
Visionärer Mikrokosmos
Auf der Burg ist immer was los: tatkräftige Aktionstage, konfliktreiche Gefühlsrunden oder ein Kulturfest mit Musik und Tanz. Der Film begleitet die Gemeinschaft über sechs Monate hinweg, dokumentiert die Höhen und Tiefen, porträtiert die Bewohner und Bewohnerinnen und gibt einen intimen Einblick in einen visionären Mikrokosmos der Gesellschaft.