Nach einem Jahr Renovierung und Reparaturen ist das alte Segelschiff endlich hochseetauglich, und Michael und Corina haben genügend Segelpraxis, dass sie aufbrechen können in ihr großes Abenteuer. Wie wird es werden, das Leben auf dem Boot?
"Der Weg ist das Ziel!"
"Wir beide sind so Freigeister, wir lassen uns nicht gerne vorschreiben, was wir zu tun haben. Wir leben selbstverantwortlich, auch für unsere Kinder", erzählt Michael (54). Sechs Jahre segelt die Großfamilie über die Weltmeere. Ohne Ziel, immer getrieben von dem Motto "Der Weg ist das Ziel", entfernen sie sich nicht nur von der Heimat, sondern viel weiter weg noch von einem bürgerlichen Leben, von Konventionen.
Die Kinder wachsen ohne Schule oder Kindergarten auf. Freundschaften bleiben sporadisch, finden in den Marinas, den Häfen dieser Welt, statt. Sie lernen frei, ohne Lehrpläne, wann, was und wie sie wollen. Doch auch ohne Schule beherrschen sie nicht nur Schreiben, Lesen und die Grundrechenarten. Sie sprechen Englisch und Spanisch, verstehen physikalische Prozesse, wissen, wie man den Schiffsmotor repariert, wie schnell der Wind sich drehen kann und was die Menschheit mit der Umwelt anrichtet.
Keine Freunde, kein geregelter Schulalltag
Für Corina und Michael ist das Dasein auf dem Schiff das reine Glück. Es könnte immer so weitergehen. Doch ihre Kinder wollen nach sechs Jahren auf See nicht mehr, vermissen Freunde und einen geregelten Schulalltag. Saskia, die Älteste, ist die Triebfeder zur Veränderung. Sie drängt darauf, wieder sesshaft zu werden, dem Bootsleben endlich ahoi zu sagen. "Ich will mich beweisen, in die Schule gehen und wie andere Teenager leben", sagt sie mit einer Mischung aus Überzeugung und Unsicherheit, denn sie weiß auch, dass sie mit ihrem Entschluss den Eltern eine große Bürde auferlegt.
Im Sommer 2019 bringt die Familie das Schiff in die portugiesische Werft, in der das Abenteuer vor sechs Jahren begann. Aber was jetzt? In Georgien pflegt Michael schon seit Jahren enge, geschäftliche Beziehungen. Ein Land im Aufbruch. Hier wollen sie es versuchen mit der Sesshaftigkeit. Zwei der Kinder entschließen sich, die deutsche Schule in Tiflis zu besuchen. Die anderen bleiben zu Hause, helfen beim Hausbau, beim Anlegen eines Nutzgartens und lernen weiter wie gewohnt das, wonach ihnen der Sinn steht. Ein Teil der Familie praktiziert enthusiastisch das neue Lebensmodell, der andere Teil, allen voran Corina, die Mutter, leidet unter der Enge, der Kälte und der Unterordnung in ein Schulsystem, das sie hinter sich lassen wollte. Die Sehnsucht nach dem Schiff brennt in ihr, als sich völlig unerwartet noch einmal alles verändert.