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333 Meter Hausflur

Leben in der "Langen Lene"

von Carolin Hillner und Steffi Springer

"Wie im Seniorenheim" fühlt sich der 20-jährige Paul in der "Langen Lene". Aber er ist nur einer von 1300 Bewohnern. Wie lebt es sich in Deutschlands längstem Plattenbau?

Videolänge:
28 min
Datum:
12.12.2022
:
UT - AD - DGS
Verfügbarkeit:
Video verfügbar bis 12.12.2027

Leipzigs einstiges Prestigeobjekt aus DDR-Tagen lockt heute mit günstigen Mieten. Wer hier wohnt, ist entweder alt oder hat wenig Geld. Wie sieht es heute aus – das Leben in Deutschlands längstem Neubaublock?

Einst Prestige-Objekt und heiß begehrt

Auf zehn Stockwerken wohnen etwa 1300 Menschen, über die Hälfte sind Rentner. Zwei davon sind von Anfang an Margitta und Frank. Als sie vor über 50 Jahren eingezogen sind, war das Glücksfall und Privileg zugleich: "Für uns war die Wolke sieben hier", erzählt die 74-jährige Margitta. Für die Linke aus Leidenschaft auch eine politische Frage, nicht im Einfamilienhaus zu leben. Mehrmals pro Woche gibt die Mathelehrerin in Rente vor allem jungen Frauen mit Migrationshintergrund Nachhilfeunterricht: "Ich freue mich, wenn ich den Frauen damit helfen kann, ihre Träume zu verwirklichen!"

Der Plattenbau von oben, aus Vogelperspektive
Das längste Mittelganghaus Deutschlands steht am Stadtrand von Leipzig in der Lene-Voigt-Straße und wurde vom Volksmund deshalb „Lange Lene“ getauft
Quelle: ZDF

Viele Träume hat auch der 20-jährige Paul, der noch bei seiner Mutter wohnt. Für ihn ist die "Lange Lene" nicht unbedingt der place to be: "Ich fühle mich hier wie im Seniorenheim, so viele alte Leute." Er hat genaue Vorstellungen von seiner Zukunft, doch die Realität kommt ihm regelmäßig dazwischen. Auch die 28-jährige Kathi muss schauen, wo sie bleibt. Die Alleinerziehende arbeitet als Briefträgerin und muss im Alltag nicht nur viele Termine jonglieren, sondern auch genau auf das Geld achten: "Ich trage die Hauptverantwortung für mein Kind - auch finanziell. Das ist hart", sagt sie. Oft rettet es sie, dass Mutter und Schwiegermutter nur ein paar Hundert Meter den Flur runter im selben Haus wohnen.

Heute Zwangs-Gemeinschaft

Ein Mann, den im Haus alle kennen, ist Hausmeister Andreas Hammer. Der ehemalige Bergmann betreut seit vierzehn Jahren das Objekt und hat den Wandel über die Jahre miterlebt: "Ich gebe mein Bestes, aber es gibt immer mehr zu tun." Was ihn wurmt: Vandalismus, Zigarettenkippen vor der Tür, und dass er manche Reparaturen nicht mehr selbst machen darf.

Deutschlands längster Plattenbau ist ein besonderes Haus, in dem sehr viele, sehr unterschiedliche Menschen leben. Jeder Bewohner mit seinem eigenen Blickwinkel, Erinnerungen und Erfahrungen. Aber ihre Wege kreuzen sich – zwangsläufig.

Die Autorinnen C. Hillner und S. Springer über ihren Film

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