Für viele Menschen ist die eigene Familie das Wichtigste. Man fühlt sich eng verbunden und kann sich aufeinander verlassen. Doch was ist, wenn das Grundvertrauen fehlt und der Kontakt zu den Eltern nur noch belastend ist? Für manche ist der Bruch befreiend.
Ungeliebt, unerwünscht, im Stich gelassen
Die Mutter von Farina starb, als das Mädchen zehn Jahre alt war. Farina zog zu ihrem Vater, den sie bis dahin nur an jedem zweiten Wochenende gesehen hatte. Doch dessen Lebensgefährtin war von dem neuen Familienmitglied wenig begeistert.
Farina fühlte sich ungeliebt, unerwünscht – und auch vom Vater im Stich gelassen. Mit 17 zog sie aus und steht seitdem auf eigenen Beinen. Zu ihrem Vater hat die heute 29-Jährige nur noch oberflächlichen Kontakt. Und immer wieder hadert Farina mit sich, ob sie sich nicht doch eine engere Beziehung zu ihm wünscht.
Eine schwere Entscheidung
Die 33-jährige Zeynep kommt aus einer türkischstämmigen Familie. Die Eltern sind streng gläubig. Dass die Tochter als Jugendliche geschminkt vor die Tür ging, war immer wieder Anlass für Streit. Zeynep fühlte sich eingeengt. Sie schildert, dass sie im Rahmen einer Freizeitaktivität sexuellen Missbrauch erfahren hat. Die Eltern glaubten ihrer Tochter nicht und versuchten, den Vorfall geheim zu halten. Vor zwölf Jahren kam es dann zum Bruch zwischen Zeynep und ihren Eltern. Eine Entscheidung, die ihr sehr schwergefallen ist, zumal sie dadurch auch den Kontakt zu ihren Schwestern verloren hat.
Noch einmal versuchen?
Die 24-jährige Jasmin aus Hof fühlte sich als Kind nicht geliebt. Mit Problemen konnte sie nicht zu ihrer Mutter gehen. Als sie zwölf war, soll der Satz gefallen sein: "Wenn ich gewusst hätte, was für ein Kind du wirst, hätte ich dich abgetrieben." Inzwischen ist Jasmin selbst zweifache Mutter. Weil sie sich von den Eltern nicht unterstützt fühlte, sondern im Gegenteil nur kritisiert wurde, brach sie den Kontakt vor zwei Jahren ganz ab. Keine einfache Entscheidung, und bis heute zweifelt sie, ob sie es nicht doch noch einmal versuchen sollte.