Warmes Essen und Kleidung, ein guter Schlafsack, eine Notschlafstelle für die Nacht. Das kann bei minus zehn Grad Celsius den Unterschied machen. Wenn Kevins Schicht zu Ende ist, sucht er in der Kasseler Innenstadt nach Obdachlosen in Not. Wenn die städtischen Anlaufstellen oder die Heilsarmee überlaufen sind, nimmt er sie sogar bei sich auf.
Etwas Sinnvolles tun – sich neu orientieren
Der Donnerstag ist ihr heilig: An diesem Tag verteilt Meltem mit dem Frankfurter Hilfeverein "Stützende Hände" 250 warme Mahlzeiten. Etwas Sinnvolles zu tun, erfüllt sie mehr als alles andere. Dabei hat Meltem immer alles getan, um ihrem Leben Sinn zu geben. Aus finanziell bescheidenen Verhältnissen stammend, powert sie sich erfolgreich durch ihr Jurastudium. Der Lohn: eine Anstellung als Juristin in einer angesehenen Kanzlei. "Doch irgendwie erfüllte mich das nicht. Diese Bubble, das bin ich nicht."
Als sich die Unzufriedenheit im Job in gesundheitliche Probleme verwandelt, beschließt Meltem, zu kündigen und sich neu zu orientieren. Ein Schlüssel dabei: die Obdachlosen, denen sie täglich auf dem Arbeitsweg begegnet und denen kaum jemand Aufmerksamkeit schenkt. "Schon meine Oma hat arme Menschen jeden Donnerstag bei uns zum Essen eingeladen. Zu helfen ist in mir angelegt."
Jeder kann was tun
Kevin ist bewegter Christ. Nach dem tragischen Verlust nahestehender Menschen ändert sich sein Leben in nur einem Moment: Kevin schnappt sich im Pausenraum seiner Arbeit eine Bibel und beginnt, zu lesen. Die Botschaft des neuen Testaments ist für Kevin ein Auftrag: Hilf den Schwächsten der Schwachen.
Kevin beginnt, Obdachlose in der Stadt anzusprechen und ihnen, zuerst ohne jedes Hintergrundwissen, zu helfen. Zehn Jahre später kennt Kevin alle Tricks. Fast täglich ist er auf den Straßen unterwegs. Er vermittelt Menschen in Notunterkünfte, rettet in Kälte-Notlagen, prangert Missstände bei der städtischen Versorgung an, emotionalisiert und begeistert für die Obdachlosenhilfe. "Jeder kann was tun, am schönsten wäre es aber, wenn all das gar nicht nötig wäre."