"Wir werden behandelt, als wären wir Verbrecher,“ sagt Tellkamp, der erstmals für diesen Film wieder Interviews gibt. Mit "wir" meint er sich und die umstrittene Dresdner Buchhändlerin Susanne Dagen. Ihr "Buchhaus Loschwitz" galt lange als zentraler Ort der bürgerlichen Mitte in Dresden, heute zeigen sich hier die neuen Frontlinien besonders deutlich. Noch bis 2006 veranstaltete der Kulturwissenschaftler Paul Kaiser im Buchhaus eine Diskussionsreihe. Heute sagt er: "Das Buchhaus war ein freigeistiger Ort, doch mit dem offensiven Bekenntnis zu Götz Kubitschek war für mich die rote Linie überschritten.“ Dagen kooperiert mit dem Antaios Verlag von Götz Kubitschek, der seit 2021 vom Verfassungsschutz als rechtsextremer Verdachtsfall geführt wird. Im selben Jahr drohte die Lage zu eskalieren: Eine Buttersäurebombe wurde ins Buchhaus Loschwitz geworfen.
Verhärtete Fronten
Uwe Tellkamp und Susanne Dagen sind zu polarisierenden Figuren geworden. Nach vielen Streitgesprächen und offenen Briefen, gibt es nun kaum noch direkte Auseinandersetzung, stattdessen Schweigen, verhärtete Fronten. Wie konnte es passieren, dass ein einst diskussionsfreudiger Kreis Intellektueller die Streitkultur aufgegeben hat und nun nicht mehr miteinander debattieren kann? Im Film kommen neben Uwe Tellkamp, Susanne Dagen und Paul Kaiser u.a. auch die Schriftstellerin Monika Maron, der Autor Ingo Schulze, der Theatermacher Heiki Ikkola, die Autorin Jana Hensel, der Theologe und Politiker Frank Richter sowie die Journalisten Stefan Locke (FAZ) und Martin Machowecz (DIE ZEIT) zu Wort.
Regisseur Andreas Gräfenstein hat mehr als zwei Jahre an diesem Film gearbeitet. Er hat selbst in Dresden gelebt, kennt Orte und handelnde Personen. Sein Film ist der Versuch, jenseits des politisch Extremen die Sprachlosigkeit in der Debatte zu überwinden.