Die Literaturexpertinnen Barbara Vinken, Professorin für Romanische Literatur, Sandra Kegel, Leitung Feuilleton der FAZ und Katrin Schumacher, Redaktionsleitung MDR Literatur diskutieren mit Gert Scobel über Bücher und so manche existentielle Frage des Lebens an sich. Das Gespräch wird in der Cadoro aufgezeichnet, dem Mainzer Zentrum für Kunst und Wissenschaft.
Die Romane des Buchzeit-Sommers 2021:
Wallace hat scheinbar alles richtig gemacht. Aufgewachsen in elenden Verhältnissen in Alabama hat er es bis zum Doktoranden der Biochemie an einer Uniserität im mittleren Westen gebracht. Und das als schwarzer Homosexueller. Doch spürt er deutlich die Kluft zwischen sich und den anderen, nicht zuletzt die eigene Scham. Der Debütroman Real Life von Brandon Taylor wurde in den amerikanischen Feuilletons gefeiert und schaffte es auf die Shortlist für den Booker Prize.
England in ferner Zukunft: längst haben Umweltkatastrophen und Wirtschaftskrisen die alte demokratische Ordnung hinweggefegt. Die Menschen leben in Städten, diktatorisch regiert. Eine kleine Gruppe Frauen entflieht dem und lebt in den Bergen des Lake District ein alternatives Leben. Doch die Rebellion gegen die Macht führt auch unter den Frauen zu diktatorischen Strukturen. Der futuristische Roman Die Töchter des Nordens von Sarah Hall wurde von der Times als eines der hundert besten Bücher des Jahrzehnts ausgezeichnet.
Mathias Énard zählt zu den Spitzenautoren Frankreichs. In seinem jüngsten Roman Das Jahresbankett der Totengräber führt er seine Leser aufs Land. Für seine Dissertation zieht der Pariser Ethnologe David für einige Monate dorthin und wird sofort von den eigenwilligen Dorfbewohnern verzaubert und gänzlich eingenommen. Der Autor versorgt seine Leser zudem mit Informationen über die Vorzeitgeschichten der Figuren, Etappen ihrer Seelenwanderungen. So ahnt David nicht, dass in dem jungen Wildschweineber, der immer wieder auftaucht, die Seele des verstorbenen Dorfpriesters lebt.
Grand Union ist der Titel des ersten Erzählbandes der Erfolgsautorin Zadie Smith. Die Schriftstellerin mit jamaikanischen Wurzeln, die in London und New York lebt, befasst sich auch in diesen Erzählungen mit ihren klassischen Themen: Macht-Ohnmacht, Mann-Frau, Schwarz-Weiß…Erzählungen auch formal unterschiedlichster Art, die die Komplexität unserer Zeit vor allem in Fragen der Identität spiegeln.