Mit Rezo redet Richard David Precht in der 50. Ausgabe seiner philosophischen Gesprächsreihe im ZDF über die Zukunft des Journalismus, über Aufklärung, Marktzwänge und Meinungsmacht.
Hohe Klickzahlen und die Macht der Neuen Medien
Informierten sich die Menschen früher aus vergleichsweise wenigen Massenmedien und den Publikationen großer Verlagshäuser, so bietet das Netz heute eine gigantische Fülle an Informationsmöglichkeiten, aber auch an Chancen, selbst öffentlich wirksam zu werden. Neue Meinungsmacher treten hervor, Blogger*innen und YouTube-Stars mit großem Einfluss. Richard David Precht spricht mit Rezo, einem der markantesten deutschen Youtuber, Nannen- und Grimme Online-Preisträger 2020, der durch seinen Beiträge „Die Zerstörung der CDU“ und „Die Zerstörung der Presse“ bekannt geworden ist und kontrovers diskutiert wurde.
Mit Hilfe von Facebook, Twitter und YouTube ist es heute jedem und jeder möglich, Meinungen, Fakten, auch Fakes, kostenlos und weltweit zu verbreiten. Provozierende Inhalte sorgen für hohe Klickzahlen. Und während etablierte Medien zumeist nach journalistischen Regeln zu agieren versuchen, sorgen sich viele digitale Influencer scheinbar weniger um Wahrheitsgehalt oder Überprüfbarkeit ihrer Inhalte.
Große Öffentlichkeit oder Filterblasen
Rezo ist davon überzeugt, dass die YouTuber, die nur auf hohe Klickzahlen setzten, um schnelles Geld zu verdienen, letztendlich dafür von den Usern abgestraft würden, sobald die Glaubwürdigkeit auf der Strecke bleibe. Der Umgang mit digitalen Informationen müsse aber viel bewusster erlernt werden – von den Machern ebenso wie von den Usern. Im besten Fall könnten die beiden so verschiedenen Welten der „alten“ und „neuen“ Medien voneinander lernen und profitieren.
Precht fragt dagegen, ob es überhaupt noch eine Öffentlichkeit in unserer Gesellschaft gibt, die wir alle miteinander teilen. Wie soll es noch Zusammenhalt geben, wenn jeder sich nur noch in seiner gefilterten Meinungsblase aufhält? Habe man früher mit Zweifeln und Unklarheit noch umgehen können, so herrsche heute das Diktat, zu allem eine feste Meinung haben zu müssen. Öffentlich-rechtliche Medien haben bisher versucht, Informationen für eine gemeinsame Öffentlichkeit zu bündeln - ähnlich wie in der Polis der Antike, so Precht. Im Netz aber wähle jeder nur noch jene Quellen aus, welche der eigenen Meinung schmeicheln. Ein echter Diskurs scheint gar nicht mehr gewollt zu sein.
Die entscheidende Frage aber wird sein, so Precht und Rezo, ob wir uns als Gesellschaft durch die „neuen“ Medien weiter entzweien, oder ob wir wieder zu einem gemeinsamen Diskurs finden werden.