NRW: 650 Polizisten bei Razzia in der Türsteher-Szene

    Nordrhein-Westfalen:650 Polizisten: Razzia in der Türsteher-Szene

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    In NRW waren vergangenen Nacht 650 Polizisten im Nachtleben unterwegs. Die Fahnder suchen Verbindungen zwischen Clankriminalität und der Türsteher-Szene.

    04.05.2024, Nordrhein-Westfalen, Essen: Beamte des Zoll stehen während einen Razzia vor einem Club.
    In Nordrhein-Westfalen hat es in mehreren Großstädten eine Razzia in der Türsteher-Szene gegeben. 650 Beamte suchten nach Verbindungen zu kriminellen Familienclans.05.05.2024 | 0:17 min
    Mit einer Razzia mitten im Partyleben mehrerer nordrhein-westfälischer Städte hat die Polizei am Samstagabend nach Verbindungen zwischen kriminellen Familienclans und der Türsteher-Szene gesucht. 650 Polizisten seien bei Aktionen in Köln, Düsseldorf, Dortmund, Essen, Duisburg und Gelsenkirchen im Einsatz gewesen, sagte ein Sprecher des nordrhein-westfälischen Innenministeriums.
    Es gehe darum, Informationen über ein noch relativ unbekanntes Feld der Clankriminalität zu bekommen. Auch NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) war bei der Razzia vor Ort.
    Polizisten stehen vor einer Gaststätte bei der Durchsuchung einer Glücksspielhalle.
    Bei Razzien gegen Clans hatte die Polizei in Dusiburg Mitte März acht Haftbefehle vollstreckt. Innenminister Reul bezeichnete den Einsatz als Zeichen dafür, dass sich Kriminelle nie sicher fühlen könnten.10.03.2024 | 0:16 min

    Geflecht aus Subunternehmen und Briefkastenfirmen

    Zuletzt sei vor allem bei Ermittlungen im Ruhrgebiet klar geworden, dass es immer wieder Bezüge zwischen bekannten Clanfamilien und Firmen des Sicherheits- und Bewachungsgewerbes gebe. Oft existiere ein Geflecht aus Subunternehmen, Briefkastenfirmen und wechselnden Gesellschaftern.
    Ermittler vermuten, dass solche Konstruktionen in der Türsteher-Szene kriminellen Clans dazu dienen, Vorschriften zu umgehen und Steuern zu hinterziehen. Letztlich gehe es um Verdienstmöglichkeiten "in größerem Umfang", sagte der Sprecher.
    Auf dem Bild sieht man einen Polizist.
    Die Clan-Kriminalität nimmt in Deutschland zu, auch in Nordrhein-Westfalen. 30.10.2023 | 2:00 min

    Sicherheitskonferenz zur Bekämpfung der Clankriminalität

    Die Hinweise hätten sich aus der Arbeit der Sicherheitskonferenz (Siko) Ruhr ergeben. Landespolizei, Ruhrgebietskommunen, Zollbehörde und Bundespolizei arbeiten dort seit vier Jahren gemeinsam an der Bekämpfung der Clankriminalität im Ruhrgebiet.
    Bislang fehle es den Fahndern aber an präzisen Informationen, wo genau Sicherheitsunternehmen mit Clanbezug aktiv seien. Bei der Razzia sei es deshalb vor allem darum gegangen, Licht in diese Strukturen zu bringen.
    Strategien gegen Clankriminalität
    Eine Sonderermittlungseinheit der Polizei in NRW ist seit langem im Einsatz gegen Clan-Kriminalität. 30.10.2023 | 2:33 min

    Essen gilt als Hochburg für Clankriminalität

    Als Clankriminalität bezeichnen die Behörden Straftaten, die sich aus ethnisch abgeschotteten Subkulturen heraus entwickeln. Meist stammen die Täter in Nordrhein-Westfalen aus türkisch-arabischstämmigen Großfamilien, zuletzt spielten der Polizei zufolge aber auch syrische Clans eine immer größere Rolle.
    Laut Landeskriminalamt gibt es bei jedem fünften Verfahren im Bereich der organisierten Kriminalität Bezüge zu Familienclans. Als eine Hochburg gilt Essen. Allerdings ist der Begriff Clankriminalität umstritten, weil er nach Ansicht von Kritikern Menschen mit Migrationshintergrund alleine aufgrund ihrer Familienzugehörigkeit und Herkunft stigmatisiert und diskriminiert.
    Quelle: dpa

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