In vielen Branchen blutet die deutsche Grenzregion aus, weil Menschen rüber machen. Rund 65.000 Deutsche verlassen die Eurozone als Grenzpendler, um in der Schweiz zu arbeiten. Sie verdienen in der Schweiz im Mittel rund 70 Prozent mehr als in Deutschland.
Da ist der deutsche Flughafen-Mitarbeiter Niklas Nowak, dessen Gehalt in Zürich drei- bis viermal höher ist: "Die Schweiz ist ein Goldesel und hier spuckt der Esel gleich noch mehr aus, wenn man ihn anstupst", sagt er. Da sind Pflegekräfte wie Stefanie Brenzel, die in der Schweiz nicht nur mehr verdienen, sondern auch noch bessere Arbeitsbedingungen haben. Da sind Supermanager und Supermanagerinnen in der Pharmaindustrie, die mit ihrem Schweizer Gehalt in Deutschland auf großem Fuß leben können.
Das ärgert die Daheimgebliebenen. Zum Beispiel Pflegedienstleiter David Grau, der die alten Menschen nicht mehr versorgen kann, sich als der Dumme fühlt. Er muss abfedern, was Grenzpendler zurücklassen: "Das funktioniert nur bis zu einem gewissen Grad, dann kollabiert das System irgendwann. Wenn alle in der Schweiz ihr Geld verdienen, wer versorgt dann die Menschen hier?"
Schreiner Markus Stoll in Klettgau, direkt hinter der Schweizer Grenze, hat von seinen letzten sieben Azubis sechs an die Schweiz verloren. Aber die Grenzlage ist für ihn trotzdem auch Segen: Denn der Schreiner profitiert auch vom reichen Nachbarn, Aufträge in der Schweiz sind lukrativ.
Und auch der regionale Einzelhandel macht Geld mit Schweizer Shopping-Touristen: Der Marktkauf in Weil am Rhein, im Dreiländereck, ist der umsatzstärkste in ganz Deutschland. Für viele Einheimische sind die Schweizer Hamsterkäufer in deutschen Supermärkten, Drogerien und Baumärkten dagegen oft einfach nur nervig.
Die ZDF.reportage "Reicher Nachbar Schweiz – Leben und Arbeiten in der Grenzregion" zeigt Licht und Schatten für die Menschen diesseits und jenseits der Deutsch-Schweizer Grenze.